Geschichte des CVJM Frankfurt

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Der Neuanfang des CVJM Frankfurt am Main

Die Älteren werden sich noch erinnern: Es gab einmal den CVJM Groß-Frankfurt (so hieß er wirklich) mit einem großen Haus (Kleyer’sche Villa) am Wiesenhüttenplatz in Frankfurt am Main, erworben mit Mitteln, die die Mitglieder aufgebracht hatten. Es gab ein Wohnheim und intensive Jugendarbeit. In den 70er Jahren ging es bergab mit dem Verein. Ein eigenwilliger Sekretär verbreitete merkwürdige Lehren, denen ein immer schwächer werdender Vorstand nicht mehr entgegentreten konnte. Es wurde so schlimm, dass andere Vereine und auch die Leitung der AG sich vom CVJM Frankfurt distanzierten. Schließlich wurde das Haus verkauft und 1980 trat der Verein aus der AG und aus dem Westbund aus, nahm einen anderen Namen an und verschwand mit dem verbliebenen Vereinsvermögen. In einer (später erschienenen) Chronik heißt es: „93 Jahre segensreiche CVJM Arbeit scheinen an ihr Ende gekommen zu sein.“

Es muss in Frankfurt
wieder einen CVJM geben

Dieser Satz machte in Frankfurt, in der AG und auch im Westbund die Runde. Es gab Menschen, die sich nicht abfinden wollten mit dem Gedanken, dass alles zu Ende war. Aber wie? Und vor allem: Musste es wirklich wieder einen CVJM geben? Christliche Gemeinschaften gab es genug in der Stadt, warum nicht einfach woanders mitmachen? Bereits vor dem Ende des „alten“ CVJM war ein Arbeits- und Gebetskreis für den CVJM Frankfurt entstanden. Menschen aus der Stadt, aber auch aus der AG und dem Westbund kamen zusammen, um für den CVJM zu beten. Ich erinnere mich, wie uns aus Gebet und Bibellese heraus auf einmal die Geschichte von George Williams vor Augen stand – junge Menschen, die von außen nach London gekommen waren und Gemeinschaft brauchten: London 1844 war Frankfurt 1980. Im Oktober 1980 wurde der CVJM Frankfurt am Main erneut gegründet. 13 Personen trafen sich im Büro eines Steuerberaters, denn „es gab keinen Raum, kein Geld, keinen Stuhl, keine Bibel und kein Liederbuch“, wie die Chronik schreibt. Es gab keine Mitarbeitenden – an einen hauptamtlichen Sekretär war nicht zu denken, und den Ehrenamtlichen fehlte die Erfahrung.

Gebete und Gemeinschaft
Der Bruder Frankfurt

Wir wussten nicht, wie es weitergehen sollte, aber Gott hatte seinen Plan mit uns. Plötzlich und unerwartet erhielten wir eine Erbschaft von 40.000 DM. Als wir 1982 zum ersten Mal wieder an der Jahrestagung teilnahmen, kam jemand aus dem CVJM München auf mich zu, nahm mich in den Arm und sagte: „Bruder Frankfurt – schön, dass ihr wieder da seid!“ Und als ich im gleichen Jahr im CVJM Hagen eingeladen war, um über Bruderschaftsarbeit in Peru zu berichten, überreichte mir der Vorsitzende am Schluss einen Scheck und sagte: „Wir haben Bruderschaft nicht nur mit den Vereinen in Afrika oder Lateinamerika, sondern auch in Deutschland!“ Viele besuchten uns, beteten für uns und halfen uns – nicht zuletzt die Mitarbeitenden aus den Vereinen der HessenAG. Wir erlebten innerdeutsche Bruderschaft.

Meilensteine

Wir spürten, dass wir einen hauptamtlichen Sekretär brauchten. Aber wie bezahlen? Hellmuth Kubbutat, damals Generalsekretär der AG, kam zu uns und fragte, ob wir einen Sekretär zur Hälfte bezahlen könnten, wenn die AG die andere Hälfte dazugeben würde. Wir sagten ja und wussten nicht wie. So beriefen wir 1983 Karl Adolf Weyandt aus Bonn als unseren hauptamtlichen Sekretär. Und es hat nie am Geld gefehlt. 1990 kam Thomas Tarnowski aus München als sein Nachfolger nach Frankfurt. Zuvor wurde er aus dem AG Ausschuss verabschiedet und Werner Klemp aus Essen sagte: „Wir haben gesagt: Es muss in Frankfurt wieder einen CVJM geben – jetzt sage ich: Es muss in Frankfurt wieder ein CVJM Haus geben!“ Das konnten wir uns ebenso wenig vorstellen, wie wir uns damals bei der Gründung des Vereins vorstellen konnten, einen Sekretär anstellen zu können. 1992 wurde uns das Haus in der Friedberger Landstraße angeboten. Vier Wochen vor Ablauf der Frist fehlten noch 300.000 DM. Am 31. Dezember unterschrieben wir den Kaufvertrag und das Geld war tatsächlich da. Und so ging es bis heute weiter. Das Haus wurde um- und ausgebaut, die Mitarbeitergemeinschaft wuchs zusammen und wir fragten uns neu: Wozu investiert Gott das alles? Sicher nicht nur, damit es in Frankfurt wieder einen CVJM gibt, sondern damit sein Reich unter jungen Menschen in der Stadt ausgebreitet wird! Auf einmal standen uns die Schülerinnen und Schüler vor Augen und wir übernahmen ein Schülercafé in Frankfurt; dann kam jemand aus Offenbach und sagte: „Sie müssen auch hier etwas tun!“ Wieder zögerten wir, bis wir merkten: Gott tut uns hier nicht nur wieder eine Tür auf, er sorgt auch für uns. Und wir staunen wirklich manchmal darüber, dass wir auf einmal vier hauptamtliche Mitarbeitende, zwei Praktikanten und ein Haus haben.

Gott segnet uns und lässt uns lernen

Das ist die Lehre, in die Gott uns geschickt hat: Es geht nicht um unsere Pläne, und es geht nicht um unsere Sorgen. Es geht darum, dass Gott seinen Plan hat, wie Sein Reich unter jungen Menschen ausgebreitet werden soll. Dazu gebraucht er uns. Und er versorgt uns mit allem, was wir benötigen. Wir haben oft an verschlossene Türen geklopft – solange bis wir gemerkt haben, dass Gott eine andere Tür längst aufgetan hatte, durch die wir nur zu gehen brauchten. Wir haben gelernt, unser Vertrauen ganz auf Ihn zu setzen – aber wir müssen es anscheinend immer wieder neu lernen. Es ist wirklich so, dass, „wo der Herr nicht das Haus baut, die Arbeiter umsonst bauen – und dass es umsonst ist, dass wir früh aufstehen und danach lange sitzen und unser Brot mit Sorgen essen, denn den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“

Martin Meißner, Frankfurt am Main

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